4. Funktionsweise von Plattformen

4.1 Bemerkung zur Plattformforschung

Die Kommunikation und Informationsbeschaffung der heutigen Generationen unterscheidet sich gegenwärtig enorm. Von dem Printmedium Zeitung bis hin zum sozialen Netzwerk als Informationslieferant ist alles vertreten. Für ein gegenseitiges Verständnis ist die Auseinandersetzung mit den aktuellen Plattformen, deren Nutzung und Wirkungsweisen also von Vorteil. 

Die angeführten Plattformen sind bei weitem nicht die einzigen großen Social Media Kanäle. Jedoch vermitteln sie eine Idee der Relevanz und ein Verständnis für die Informationsbeschaffung der jüngeren Generationen. Das Interessante dabei ist die Interaktion zwischen dem/der Sender_in und Empfänger_in. Die traditionellen Medien (wie Radio, Zeitung, Fernsehen etc.) können sich selten aus ihren eigenen Strukturen befreien, außer es wird versucht multimedial mit dem Konsumierenden zu agieren. Jenes könnte ein Grund sein, weshalb die jüngeren Generationen die traditionellen, journalistischen Medien weniger konsumieren. Die Sozialen Medien sind ein Teil der Lebensrealität einer großen Masse geworden. Dies bringt eine immense Manipulationsmöglichkeit dieser mit sich. 
Jeden Tag kann Facebook beispielsweise Milliarden Menschen erreichen und durch Posts Meinungen bilden und verändern. Denn "der Kern der Veränderung der politischen Meinungsbildung besteht darin, dass durch soziale Netzwerke die Menge der Informationen immens ansteigt" (Hegelich, Shahrezaye). Allerdings wurden die Plattformen meist nicht aus einem politischen Antrieb gegründet, sondern sollen zur Unterhaltung und einem sozialen Austausch beitragen. Deshalb sollten diese Plattformen vermutlich nicht die Position einer meinungsbildenden Institution annehmen. 
Zusätzlich, zu der möglicherweise schlecht geeigneten Struktur der Plattformen für einen politischen Informationsapparat, sind die Regeln unklar; sollte jede Meinung veröffentlicht werden auf Grund von demokratischer Meinungsfreiheit oder ist eine klare Regulierung vorteilhafter? 

Hegelich und Shahrezaye stellen jedoch fest, dass "eine geeignete Infrastruktur zu finden, die eine öffentliche Meinungsbildung und damit auch die politische Debatte brauchen, eine der großen Herausforderungen dieser Zeit ist. Ein Debattenplatz für politische Kommunikation ist gerade im Zeitalter der digitalen Information für die Gesellschaft von hoher Relevanz."

Die vermehrte Nutzung von Social Media bedeutet jedoch auch, dass sich Fake News schneller verbreiten können. Dies tun sie mit großem Potential zu einer Glaubwürdigkeit. Denn der öffentliche Medienapparat ermöglicht eine Kommunikation zwischen Konsument_in und Produzent_in und dies in einer Real-Life Geschwindigkeit. Somit wird auch zeitgleich zu den etablierten Medien kommuniziert, weshalb Social Media ein Teil der Meinungsbildung wurde (ebd.). Zudem existiert eine Interaktion, denn mit dem Interagieren bestimmten die Nutzenden aktuelle Themen und lenken die Berichterstattung. Denn die Interessen der Rezipienten werden stets in die Medienplanung miteinbezogen. 

Medienkompetenzbildung - Lie Detectors
Die jüngeren Generationen sollten einen gesicherten Zugang zu geprüften Informationen haben, da sie mit den rezipierten Informationen das Fundament zu ihrer persönlichen Sicht auf die Welt und der individuellen Meinung bilden. Deshalb ist es wichtig die Jugendlichen zu kritischen und demokratiefähigen Individuen zu erziehen. An diesem Punkt greift die gemeinnützige Organisation Lie Detectors (https://lie-detectors.org/de/), welche genau diese Medienkompetenz in Schulen zu vermitteln versucht. Sie machen Journalisten in Europa zu aktiven Teilnehmern bei dieser Vermittlungsarbeit, indem diese Schulklassen besuchen. 

Dabei sollen insbesonders Inhalte aus sozialen Netzwerken kritisch geprüft und hinterfragt werden. Fest steht, dass nicht alle Plattformen mit ihrer immensen Informationsflut bestmöglich umgehen. Reddit beispielsweise ist hauptsächlich von seinen Usern selbstverwaltet, was jedoch nicht immer gut sein muss. Denn auf der Plattform gibt es Subreddits zum Darknet, in denen fragwürdige Inhalte thematisiert werden und grundsätzlich hat jede/r Nutzer_in einen Zugang zu diesen und weiteren bedenklichen Thematiken.  

Filterblasen
Eine weitere grundlegende Problematik von Social Media sind die Filterblasen, in denen sich jedes Individuum befindet. Diese Filterblasen werden primär durch die Algorithmen der Plattformen geschaffen. Dem Nutzenden werden ausschließlich Inhalte angezeigt, welche dem persönlichen Interessenfeld entsprechen. Ob diese stets investigativem Journalismus, gesellschaftlichen Werten und Normen zu Grunde liegen, ist fraglich. Weitere Grundlagen zu Filterblasen werden in Punkt 5. Social Bots und Filterblasen thematisiert. 

Zusätzlich werden dadurch individuelle Realitäten geschaffen, was eine grundlegende, demokratische Wissensbasis erschwert. 
In Extremfällen können diese manipuliert werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Wahlmanipulation der US Präsidentschaftswahlen 2016. Netflix hat einen hervorragenden Dokumentarfilm namens "The great Hack" zu der Manipulationsmöglichkeit durch Facebook, und die Ausnutzung dessen von Cambridge Analytica, produziert. Durch diesen Film wird die Thematik auf eine verständliche Ebene für junge Altersklassen gebracht und die Wichtigkeit einer Medienkompetenz drastisch dargestellt. 
Ein wichtiger Punkt, welcher ebenfalls in dem Dokumentarfilm besprochen wird, ist die Privatisierung der rechtlichen Grundlagen durch Plattformen, wie Facebook. Denn diese Plattformen agieren wie ein übergeordneter Staat. Die Grundlinien, wann etwas zum Beispiel illegal ist, wird durch Facebook beschlossen aber nur selten an die Nutzungsländer angepasst.



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